Mittwoch, 31. Dezember 2008

Liebe Leser,

Ich wünsche allen einen guten Rutsch und ein tolles neues Jahr.

Ich werde den größten Teil meines Folgenden hier in Israel verbringen. Es stehen Besuche aus Deutschland an, auf die ich mich sehr freue, aber auch sicherlich noch Vieles, was ich hier entdecken kann. Auch nehme ich mir für den Rest des Jahres vor eins oder mehrere Nachbarländer zu besuchen. Da wären Ägypten und Jordanien, aber auch die Westbank ist noch nicht ganz erkundet.

Zu Beginn habe ich mir in etwa bis hier hin eine Schonfrist gesetzt. Auf Arbeit hat sich alles so schnell und positiv entwickelt, dass diese Frist für diesen Bereich nicht annähernd galt, doch gibt es da andere Bereiche. Ich muss neben der Arbeit einfach noch mehr Zeit finden, die ich konstruktiv nutzen kann. Ob es nun eine durch Museumsbesuche oder der gleichen noch bessere Auseinandersetzung mit der Geschichte und Politik des Landes oder das Lernen von Hebräisch ist. Ein anderes Ziel ist es zudem noch, über die Arbeit hinaus Leute kennen zu lernen.

Mal schaun, ob ich das alles hinbekomme, aber man weiß ja wie das mit Vorsätzen ist. Ich habe allerdings auch noch 8 Monate hier, was eine ganze Menge ist.

Feiert schön, hierbei vor Allem die "Stufen" - Fete in Bislich zu nennen, bei der ich mir allerdings keine Sorgen mache und bleibt gesund,

Euer Julius

Sonntag, 28. Dezember 2008

Gegossenes Blei zu Weihnachten...

Nein, das ist kein neuer oder nur hier zu Lande üblicher Brauch zu Weihnachten, sondern der Name der aktuellen Militäraktion, die sich für mich genau an das Ende von Weihnachten anschloss und für die Juden das finale Fest der Chanukkafeierlichkeiten überschattet. Oder überschatten sollte...?! Bei mir in der Schule, die sicherlich nicht repräsentativ für die Bevölkerung ist, gab es heute zumindest zum Chanukkafest jede Menge gute Laune, wobei ich bei den Mitarbeitern auch nicht ganz einschätzen kann was davon gespielt ist, denn die Kinder verstehen das ja nicht und feiern einfach nur Chanukka. Teo allerdings berichtete von seiner Schule, die auch sonderpädagogisch ist, dass viele Mitarbeiter viel und intensiv Radionachrichten verfolgten. So richtig kann ich die Folgen der Kriegsszenarien im Gazastreifen auf das Gemüt und Verhalten der Israelischen Bevölkerung also noch nicht nennen. Ein israelischer Bekannter schrieb uns eine SMS, dass wir unbedingt auf Busfahrten verzichten sollen, was für uns allerdings kaum möglich ist und sofern ich den heutigen Busalltag richtig beobachtet habe, auch für viele Israelis nicht. Oder ist es ihnen einfach egal? Ich meine wenn  jemand Profi im Umgang mit Terrorgefahr ist, dann doch die Israelis. Und vielleicht ist ihr Ergebnis, dass man es sich einfach nicht leisten kann auf jede Terrorwarnung zu reagieren. Man kann sich ja auch nicht die ganze Zeit Angst einreden und zu Hause bleiben, wer weiß denn auch wie lange der Krieg in Gaza noch geht! Auch bei kleineren Warnungen habe ich ein solches Verhalten schon beobachtet. Als vor 4 Wochen aus welchem Grund auch immer ein erhöhtes Risiko für die Altstadt Jerusalems ausgerufen wurde, kam einen Tag später eine Arbeitskollegin auf mich zu und erzählte mir, dass sie doch gestern seit langem wieder in der Altstadt einkaufen war. Die Warnung interessierte dabei anscheinend nur hysterische Touristen, oder Leute wie mich, die Einkäufe und Besorgungen dann einfach zwei Tage später machen. Gerade erzählt eine Mitfreiwillige von einer Soldatin aus ihrem Projekt, einem Internatsdorf, das natürlich Soldaten zum Schutz hat. Sie hat sie angerufen, um zu erfahren ob sie verlegt wurde und ja so ist es. Sie wurde in ein Dorf in der Nähe von Sterot geschickt, um dort für geregelte Abläufe in den Bunkern und solche Dinge zu sorgen. In solchen Momenten rückt der Krieg dann doch schon nahe. Wenn man mit jemanden telefoniert, der quasi im Kriegsgebiet ist. Fest steht, dass es sich mit mehr als 270 Toten um die Blutigsten Tage im Nahen Osten seit 1967 handelt!

Da das aber erst am 27.12. passierte, hatte ich ein echt schönes Weihnachtsfest mit viel, viel gutem Essen und einer Menge Freunde, Wein, Bier und Party. Am 24. früh abends war ich zum ersten mal auf eigene Faust in der Westbank und zwar in Bethlehem. Dort war es "ganz nett" nicht mehr aber auch nicht weniger. Das Schönste war nicht die religiösen Geschehnisse zu sehen, sondern ein netter Zufall. So traf ich doch auf Morten, einem ehemaligen Freiwilligen von ASF, der jetzt für ein Jahr hier studiert und mit dem ich hier recht viel mache. Er hatte erst zwei Amerikaner angesprochen und dann als sie auf der Suche nach einem netten Kaffee scheitertern noch 4 Palästinenser im Gepäck, die bei der weiteren Suche helfen sollten. Sie führten uns dann nicht in ein klassisches Kaffee, sondern in eine Art Jugendtreff, der in einem Hinterhof war und trotz Plastikstühlen und kahlen Wänden irgenwie nett war. Die Jugendlichen waren jedenfalls sichtlich stolz drauf. Darin dann einen leckeren Kaffee und mit den Amerikanern und Morten zu uns in die Wohnung, da sie keine besonderen Pläne für den Heiligen Abend hatten. Außerdem waren drei Mitfreiwillige aus Haifa da und zwei aus Tel Aviv da und so war es ein netter und interessanter Abend. Am 25. dann ausschlafen und nachmittags offizielle Weihnukkafeier von ASF. Weihnukka ist wie Ihr Euch sicherlich denken könnt ein Mischwort aus Weihnachten und Chanukka. Es waren also Juden aus dem Freundeskreis von ASF anwesend und Christen und natürlich auch Nichtgläubige. Zusammen wurden  die Chanukkakerzen angezündet und Christstollen gegessen. Abends dann unser riesiges Weihnachtsmahl in der WG, welches dann noch für den rieseigen Brunch am 26. reichte und da wir allesamt für abends zum Essen bei einer Mitarbeiteren von ASF eingeladen waren, konnten wir sogar noch ein bisschen davon beim riesigen morgendlichen Mahl am 27.12. genießen, nachdem wir aus dem Club wieder da waren. Als wir dann gegen 14 00 Uhr aufstanden, lasen wir erstmals von den schrecklichen Geschehnissen in Gaza.

Was es jetzt so richtig für mich hier bedeutet weiß ich noch nicht. Die Hamas kündigte wieder die Entsendung von Selbstmordattentätern an, was natürlich ein bisschen Angst macht, andererseits merkt man ja davon so auf den Straßen nichts. Im Moment geht es mir zumindest gut und meinen Mitfreiwilligen größtenteils auch.

Liebe Grüße und Frohe Weihnachten wünscht Euch

Julius

Samstag, 6. Dezember 2008

Danke :)

Vielen Dank für die zahlreichen Glückwünsche. Ich bin sehr gut in mein einundzwanzigstes Lebensjahr reingerutscht. Am Donnerstagabend war ein cooles Konzert im „Yellow Submarine“, einem von der Jerusalem Foundation gegründeter Rockschuppen in Talpiot. Bin also bei leckerem Gitarrensound zwanzig geworden. Danach noch ein Bierchen in der Wohnung. Am nächsten Tag kamen dann über den Tag verteilt viele Gäste und es gab Kaffee und nachher eine satte Brotzeit. Nach ein bisschen Vorglühen ging es dann später in den Club, ins „Bass“. War also alles sehr schön und so bedanke ich mich natürlich auch bei den Gästen, die hier waren.

Bis denne,

Euer Julius